Neuerscheinung: Wenn das Innen zum Außen wird. Soziologische Fragen an Giorgio Agamben. Von Johannes Scheu
24. Februar 2009
In: Soziale Systeme. Zeitschrift für Soziologische Theorie, 14 (2008), H.2, S. 294-307.
Im Fokus des Beitrags steht ein erklärtermaßen soziologischer Verortungsversuch der Politischen Theorie Giorgio Agambens. Agambens mit Blick auf das ‚nackte Leben‘ entwickelte Argumentationsfigur des ‚einschließenden Ausschlusses‘ wird hierbei zunächst mit Exklusionskonzepten der Systemtheorie, der neueren Armutsforschung sowie der poststrukturalistischen Gesellschaftstheorie kontrastiert und auf ihre soziologische ‚Brauchbarkeit‘ hin überprüft.
Vor dem Hintergrund der Strukturanalogie zwischen dem ‚nackten Leben‘ und der ‚Souveränität‘ wird in einem weiteren Schritt aufgezeigt, dass sich der von Agamben gebrauchte Begriff der ‚politischen Gemeinschaft‘ allein als ‚Exklusionsgemeinschaft‘ ausformulieren lässt, auf die – sofern jegliche Inklusion immer nur als Attribut eines allumfassenden Ausschlusses fungiert – ein biopolitisches Erklärungsmuster anzuwenden unmöglich ist. Im Schlusskapitel wird die in der deutschsprachigen Soziologie bislang weitgehend unbeachtete Sündenbocktheorie René Girards vorgestellt. Diese erlaubt einen nuancierten sozialtheoretischen Blick auf das Wechselverhältnis von Inklusion und Exklusion, mit Hilfe dessen Agambens Politische Theorie konstruktiv zu erweitern wäre. (Abstract)
Johannes Scheu ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungspruppe „Idiome der Gesellschaftsanalyse“ des Exzellenzclusters. Er forscht zu „Kritiken der Exklusion. Zum Phänomen sozialer Ausgrenzung im Feld neuerer Sozialtheorien“.